Psychische Belastungen sind Hauptursache für Fehlzeiten
Die Gefahr lauert im Verborgenen. Weder lässt sie sich durch höhere Sicherheitsvorkehrungen verhindern, noch kann man ihr mit einer besseren Arbeitsausrüstung beikommen. Die deutschen Arbeitnehmer sammeln jährlich zig Millionen Fehltage – einen großen Teil davon machen psychisch bedingte Abwesenheiten aus.
Zu diesem Fazit kommt die Technische Krankenkasse (TK) in ihrem Bericht über das Jahr 2016. Erstmal seit 10 Jahren ist der Krankenstand im letzten Jahr wieder leicht gesunken – die psychisch bedingten Fehlzeiten blieben jedoch konstant.
75 Millionen Fehltage pro Jahr
Verglichen mit 2015 ist der Trend positiv: 0,2 Fehltage pro Arbeitnehmer weniger als noch 2015. 15,2 Fehltage pro Mitglied der TK, waren es ganz genau.
Damit ergibt sich ein Krankenstand von 4,18 %. Insgesamt 5,77 Millionen Fälle von Arbeitsunfähigkeit und eine Fehlzahl von 75 Millionen Fehltagen standen am 31.12.2016 zu Buche. Bemerkenswert, schließlich handelt es sich bei diesen Zahlen nur um die 9,9 Mitglieder der TK.
AOK warnte schon 1999 vor psychischen Belastungen am Arbeitsplatz
Nicht nur die Technische Krankenkasse, auch die AOK veröffentlich jährlich einen Bericht, der sich den Krankheiten der Deutschen am Arbeitsplatz widmet.
Die AOK sah das Unheil schon im ersten ihrer Berichte – man schrieb das Jahr 1999 – kommen. Schon damals wurde das aufkommende Problem der psychischen Belastung am Arbeitsplatz erkannt – zu Recht. Zwischen 2006 und 2016 erhöhte sich die Zahl der psychisch bedingten Fehltage um 86 Prozent!
Fast die Hälfte der Diagnosen machen psychische Erkrankungen aus
17 Jahre nach dem ersten Bericht der AOK sind die Zahlen besorgniserregend: Unter den Top 12 der Diagnosen, finden sich zur Hälfte psychische Erkrankungen. Darunter sind depressive Episoden (3. Platz – 0,8 Tage pro Kopf), Anpassungs- und Belastungsstörungen (4. Platz mit 0,5 Tagen pro Kopf) sowie Angststörungen (mit 0,2 Tagen der Platz 12). Betroffen von diesen psychischen Problemen sind in besonderem Maße Frauen. Im Durchschnitt fallen sie 3,4 Tage im Jahr aufgrund von psychischen Erkrankungen aus. Bei Männern hingegen beträgt die Zahl 2,1 Tage.
Neben den psychischen Belastungen sind es Atemwegserkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparates sowie Verletzungen, die den Arbeitnehmer von seiner Tätigkeit abhalten.
Neue Regelung an dem 1. April 2017
Um die Situation der betroffenen Menschen zu verbessern greift ab dem 1.April 2017 eine neue Regelung. Physisch kranke Menschen sollen dann einen deutlich verbesserten Zugang zu Psychotherapeuten bekommen. Wie diese Regelung allerdings funktionieren soll, bleibt bislang noch im Verborgenen – schließlich sind die Termine der Therapeuten begrenzt und lassen sich nicht über Nacht vervielfachen. Die Idee klingt gut – doch mit einer kürzeren Dauer – und damit verbundenen schlechteren Qualität der Therapien – wäre keinem der Betroffenen geholfen.
Vielversprechender Ansatz: EAP-Angebote
Einen vielversprechenderen Ansatz bieten die so genanten EAP-Angebote. EAP steht für Employee Assistance Programm. Ein solches Programm wurde in den Vereinigten Staaten von Großkonzernen eingeführt und sollte Mitarbeiter vor den Gefahren einer Suchterkrankung schützen.
Mittlerweile wird das Konzept auch von immer mehr deutschen Firmen und Betrieben angewendet. Statt einem festen EAP-Angestellten im Konzern greifen die meisten Unternehmen aber auf externe Anbieter zurück. Denn diese werden nur im Bedarfsfall aktiv und bieten in Krisensituation und Notfällen eine schnelle Betreuung der Mitarbeiter an. Auch wissen die Mitarbeiter im Betrieb in diesen Firmen über die externe Beratungsmöglichkeit Bescheid. So können sie sich auch anonym und vertraulich an den Beratungsdienst der Firma wenden.
Außerdem: Checklisten zu psychischen Belastungen
Ob die psychische Belastung der Arbeitnehmer in Deutschland durch dieses Konzept sinkt, bleibt abzuwarten. Eine weitere Möglichkeit die sich für Firmen eignet, sind Selbsttests, die einen Überblick über die Firmenstruktur geben können. Bestenfalls lassen sich psychische Belastungen so schon im Kern aufdecken und bestenfalls entschärfen.