Wanted: Betriebsärzte!
Betriebsärzte sind in den unterschiedlichsten Branchen der Arbeitswelt zu finden und leisten einen enorm wichtigen Beitrag für die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Umso schlimmer, dass es immer weniger aktive Betriebsmediziner gibt.
In den Reihen des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) äußerte man sich schon vor Jahren besorgt: “Fast die Hälfte aller rund 12250 deutschen Werks- und Betriebsärzte ist heute schon 60 Jahre oder älter und geht demnächst in Rente” sagte Dr. Wolfgang Panter, Präsident des Verbandes in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT. Das war 2010. Die aktuelle Situation dürfte dementsprechend noch etwas dramatischer ausfallen.
Ausbildung zum Arbeitsmediziner dauert zu lange
Firmen, Betriebe, Fabriken und Büros brauchen Betriebsärzte – ansonsten steht die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf dem Spiel. Das Problem: Die Weiterbildung zum Betriebsmediziner dauert mit 6 Jahren zu lange. Das Resultat: Der Nachwuchs fehlt. Dabei bietet der Beruf des Betriebsarztes viele Vorteile. Geregelte Arbeitszeiten, spannende Betätigungsfelder abseits des Krankenhauses und keine schlechten Verdienstmöglichkeiten.
Fortbildung zum Betriebsarzt statt Weiterbildung zum Arbeitsmediziner?
Eine Möglichkeit allerdings gibt es, den akuten Betriebsärztemangel zu lindern und die Sicherheit an deutschen Arbeitsplätzen zu garantieren. Ärzte die bereits einen Facharzt haben, sind von der langwierigen Ausbildung ausgenommen. Stattdessen können sie eine einjährige Fortbildung absolvieren und sich dann Betriebsarzt nennen. Kein Arbeitsmediziner, aber Betriebsarzt. Immerhin!
Einjährige Fortbildung bis zum Titel des Betriebsarztes
Diese Fortbildung umfasst einen ungefähr 9-wöchigen Kurs in dem die Grundlagen der Betriebsmedizin vermittelt werden. 360 Stunden Theorie, die schließlich in einem Abschlusstest münden. Vermittelt werden unter anderem Themen aus der Arbeitsmedizin und -psychologie, Bereiche der Ergonomie, Technik, Wirtschaft, Recht und des Sozialversicherungswesens. Anschließend wird die Praxis vermittelt: 9 Monate lang erwerben die Assistenzärzte praktische Erfahrungen – egal ob im Bereich der Arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen oder im Bereich der Gefährdungsbeurteilung. Angeleitet werden sie dabei von einem Weiterbilder, meist einem zertifizierten, niedergelassenen Betriebsarzt.
Auch dieser Teil der Ausbildung wird mit einer Prüfung abgeschlossen, bevor sich die Absolventen – nach einer vergleichsweise kurzen Ausbildungszeit – Betriebsarzt nennen dürfen.
Mediziner-Casting soll Betriebsärztemangel beheben
Das Format stimmt eigentlich, die positiven Auswirkungen auf die Zahl der Betriebsärzte sind allerdings trotzdem noch begrenzt. Auf der Suche nach entsprechendem Nachwuchs geht der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte daher kreativ vor: Zwischen 2010 und 2015 wurden jährliche Betriebsärzte-Castings abgehalten. Zwei bis drei Tage lang durften junge Ärztinnen und Ärzte die realen Arbeitsbedingungen von Betriebsärzten hautnah erleben – und das nicht irgendwo, sondern bei lukrativen Auftraggebern wie der Daimler AG, Airbus Deutschland oder der Audi AG. Auf die Casting-Sieger wartete ein lukrativer Fortbildungs-Gutschein.
Die Idee ist gut, den Betriebsärzte-Mangel dürfte das Casting des VDBWs trotzdem noch nicht behoben haben. Auch aus diesem Grunde, spricht der Präsident des Verbandes von extrem guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt: “In der sich wandelnden Arbeitswelt wird Arbeitsmedizin zur echten Alternative. Der Nachwuchs kann direkt nachrücken”, so Dr. Panter.