Bumerang Homeoffice

Welche Auswirkungen könnte die Wahl in den USA auf das alltägliche Leben in Deutschland haben? Diese bange Frage wird sich mancher in der ersten Novemberwoche gestellt haben. Sie könnte zum Beispiel etwas in der Arbeitswelt verändern. Diese Vermutung liegt nahe, wenn man den jüngeren Äußerungen von Elon Musk folgt. Der Unternehmer mit südafrikanischen Wurzeln soll nach dem Willen des designierten US-Präsidenten Donald Trump die amerikanische Bürokratie verschlanken. Er hat dazu kreative Ideen. Eine betrifft das Homeoffice.

Rettungsanker Homeoffice

Homeoffice? Das war früher nur etwas für Lehrer, die am heimatlichen Schreibtisch die Klassenarbeiten ihrer Schüler korrigierten. Mit Corona hat sich das radikal verändert. Das Homeoffice wurde für nahezu jeden Beschäftigten eine Option, der nicht gerade in einer Fabrik Autos oder anderes zusammenschraubte. Die Ansteckungszahlen gingen zurück, Arbeitsprozesse liefen weiter, die Produktivität konnte hochgehalten werden. Das Homeoffice wurde zu einer Art Rettungsanker, sowohl gesundheits- wie auch wirtschaftspolitisch.

Erfolgsmodell Homeoffice

Während der Coronaepidemie lernten nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Homeoffice zu schätzen. Auch von Unternehmensseite mehrten sich die positiven Einschätzungen. Tatsächlich offenbarte sich bei vielen Firmen ein enormes Einsparungspotential. Es begann mit Büromieten, reichte über Energiekosten bis hin zu Dienstreisen, die nun auch entfielen, weil eine Videokonferenz aus dem heimischen Büro für alle Seiten günstiger war als ein teurer Transatlantikflug in der Business-Class. Zahlreiche Untersuchungen verschiedener Universitäten begleiteten in den letzten Jahren das neue Phänomen: „Trend zum Homeoffice“. Die Wissenschaftler wollten unter anderem wissen, ob das Homeoffice träge macht oder ob sich die Leistung sogar steigert. Tatsächlich sind sich die meisten Untersuchenden einig: Das Homeoffice steigert die Arbeitsmoral.

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Verdachtsfall Homeoffice

Umso erstaunlicher war es, dass sich nach Ende der Coronapandemie die Stimmen aus der Wirtschaft mehrten, die nach einer Rückkehr zur Präsenzpflicht riefen. Das war um so überraschender, weil die Vorteile für Unternehmen doch ziemlich klar auf der Hand liegen. Tatsächlich schien aus diesen Rufen eher ein allgemeines Misstrauen gegenüber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu sprechen als die klare Vernunft. Es gab auch Unternehmen, die offen den Kontrollverlust bedauerten.

Machtmittel Homeoffice

Ein Arbeitgeber, der mit Kontrollverlust nur sehr schlecht umgehen kann, ist der eingangs erwähnte Elon Musk. Zahlreiche Arbeitnehmende seiner Gigafactory in Grünheide haben das schon erlebt, wenn sie nach einer Krankschreibung plötzlich einen Hausbesuch von der Unternehmensleitung bekamen. Musk hat nun ganz offen zugegeben, dass man die Rückkehr zur Präsenzpflicht auch gezielt zum Stellenabbau einsetzen könne. Seine Rechnung ist einfach. Wenn man Bundesbedienstete zur Rückkehr ins Büro zwingt, werden viele von selbst kündigen. Er nennt das Homeoffice „ein Privileg aus der Coronazeit.“

Jobbremse Homeoffice

Der Verdacht steht schon längere Zeit im Raum, dass Firmen genau so verfahren. Unter anderem sahen sich auch Amazon und die Deutsche Bank schon ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt. Dort hatte man das allerdings heftig dementiert. Gerade in Deutschland könnte dieser Trick aber besonders gut funktionieren, was sich ebenfalls aus einem Phänomen der Coronakrise ableiten lässt: Der „Big Quit“. Nirgendwo in Europa waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so schnell bereit den Job zu verlassen, zu wechseln oder aufzugeben wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmten, wie in Deutschland. Hier ließe sich also die Rückkehr zur Präsenzpflicht als sehr probates Mittel für eine Art kalten Stellenabbau nutzen.

Peter S. Kaspar

Bildquelle: Fotolia

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