Arbeitsmedizinische Vorsorge Belastungen des Muskel- & Skelettsystems inklusive Vibrationen
Mehr als 80 Prozent aller Menschen erleiden mindestens einmal im Leben eine Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems. Nicht selten ist dabei die Krankheitsursache in Verbindung mit Belastungen am Arbeitsplatz zu sehen. Wussten Sie, dass etwa 25 Prozent aller krankheitsbedingten Fehltage am Arbeitsplatz auf Erkrankungen des Bewegungsapparates zurückzuführen sind? Das Heben und Tragen schwerer Lasten gehört dazu, aber auch Arbeitsvorgänge mit hoher Frequenz wie Hämmern, Drehen oder Klopfen. Arbeiten in Zwangshaltungen (Knien, Hocken) oder mit erhöhter Kraftanstrengung (Klettern, Steigen) können sich nachteilig auf das Muskel- und Skelettsystem auswirken. Nicht zuletzt stellen Vibrationsbelastungen (beispielsweise durch schweres Gerät am Bau) eine potenziell hohe Belastung dar.
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verlangt von allen Arbeitgebern, eine Gefährdungsbeurteilung für ihre Mitarbeiter*innen zu erstellen. Das gilt selbstverständlich auch für die Gefährdungen des Muskel-Skelett-Systems. Inwieweit solche Belastungen am Arbeitsplatz gegeben sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie Arbeitsauftrag, Produkt, Material und den zu verwendenden Maschinen und/oder Geräten.
Ob diese Untersuchung (ehemals G 46) als Angebots- oder Pflichtuntersuchung durchgeführt wird, ist abhängig von den Umgebungseinflüssen am Arbeitsplatz (Exposition). Dazu müssen die Ergebnisse der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung mit herangeführt werden. Zur Klärung der Sachlage ist das Ausfüllen des Fragebogens „Orientierende Beurteilung der Gefährdung zur Auswahl des zu untersuchenden Personenkreises bei Belastungen des Muskel-Skelettsystems“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung sehr aussagekräftig.
Verlauf der Untersuchung:
Nach Anfrage des Unternehmens bei DOKTUS – Die Betriebsärzte wird zunächst die Anzahl der zu untersuchenden Mitarbeiter*innern abgefragt. Dann wird besprochen, ob der Untersuchungstermin vor Ort beim Kunden oder in den Praxisräumen von DOKTUS stattfinden kann. Im nächsten Schritt wird ein Termin vereinbart sowie der ungefähre zeitliche Rahmen festgelegt, wenn mehrer Angestellte des Unternehmens teilnehmen. Der Kunde erhält von DOKTUS eine Blanko-Teilnehmerliste, die ausgefüllt zurückgeschickt wird. Zum vereinbarten Termin werden dann die Untersuchungen durchgeführt.
Allgemeine Untersuchung:
Die Erstuntersuchung findet vor Aufnahme der Tätigkeit statt. Im Rahmen der allgemeinen Untersuchung finden zunächst zwei Anamnesen statt. Zum einen die Angaben der Beschäftigten zu Muskel-Skelett-Erkrankungen, wozu frühere Erkrankungen und Operationen, Unfälle und Beschwerden bei der Arbeit zählen. Danach folgt die betriebsärztliche Anamnese zu Skelett-
Muskel-Erkrankungen. Schmerzcharakter und -qualität im Hinblick auf mögliche Beschwerdesituationen sind von Belang, weiterhin Folgen von Gelenkerkrankungen und Schmerzprovokationen durch bestimmte Bewegungen oder Belastungen. Ein Schwerpunkt ist auch die „Ärztliche Anamnese bei Hand-Arm-Vibrationsbelastungen“.
Weitere Untersuchungen:
- Inspektion des gesamten Muskel-Skelett-Systems (u. a. Prüfung der Beweglichkeit); Abtasten von Körperstrukturen (Palpation)
- Beurteilung des Ernährungszustands
- ggf. Röntgen-Untersuchung
- ggf. spezielle Laboruntersuchungen
- ggf. zusätzliche orthopädische und/oder neurologische Konsiliaruntersuchung
Mitzubringen:
- ggf. die letzte arbeitsmedizinische Untersuchung
Dauer: etwa 30 Minuten
Die Nachuntersuchungen werden im Abstand von 60 Monaten (bis zu 40 Jahren) beziehungsweise 36 Monaten (über 40 Jahren) anberaumt. Vorzeitige Nachuntersuchungen erfolgen, wenn der Betriebsarzt dies angeraten erscheinen lässt, auf Wunsch der/des Beschäftigten, wenn sie/er einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Erkrankung und der Tätigkeit am Arbeitsplatz vermutet oder zur Beurteilung der eigenen Belastbarkeit, etwa nach Operation oder Wiedereingliederung nach längerer Erkrankung.
So verläuft die Vorsorge Heben & Tragen G 46:
Allgemeine Informationen zur Vorsorge Heben & Tragen
Wer über Belastungen des Muskel- und Skelettsystems am Arbeitsplatz spricht, denkt in der Regel zuerst an zu hohe Belastungen oder Fehlbelastungen. Doch auch Dauersitzen, Dauerstehen oder zu wenig Bewegung tragen nachhaltig zu solchen Beschwerden bei. Regelmäßiges körperliches Training – sei es Form von Sport, Wanderungen oder längeren Spaziergängen – bewahrt uns vor Schäden des Bewegungsapparats und hilft, möglichen Belastungen am Arbeitsplatz zu begegnen. Weltweit sterben mehr Menschen an Bewegungsmangel als am Rauchen. Mit dem Slogan „Sitzen ist das neue Rauchen“ appellieren Gesundheitsverbände an mehr Bewegung bei der Arbeit („bewegte Mittagspause“) und Freizeit. Die Folgen des langen täglichen Sitzens sind unter anderem: Übergewicht, Anschwellen der Beine, Krampfadern oder Durchblutungsstörungen. Auch steigt das Risiko, an Diabetes 2 oder Krebs zu erkranken.
Schon lange ist darüber hinaus erwiesen, dass Bewegungsmangel auch verantwortlich sein kann für die Bildung von Depressionen.