Was ist eine Bildschirmarbeitsplatz Brille?
Eine Bildschirmarbeitsplatzbrille, kurz Bildschirmbrille, ist eine Brille, die eigens für das Arbeiten an einem Computerbildschirm angepasst ist. In der Regel benötigen Menschen eine Bildschirmbrille, wenn sie wegen unterschiedlichen Formen der Fehlsichtigkeit sowieso schon auf Sehhilfen wir Brillen oder Kontaktlinsen angewiesen sind.
Was unterscheidet eine Bildschirmbrille von einer herkömmlichen Brille?
Herkömmliche Brillen sind nicht auf das Arbeiten an einem Computerarbeitsplatz abgestimmt. Das gilt ganz besonders für bifokale Gläser, auch Gleitsichtgläser genannt. Mit deren Hilfe können Brillen für zwei unterschiedliche Entfernungen genutzt werden. Häufig gleichen die zwei Brennpunkte (Fokus ist lateinisch und bedeutet Brennpunkt) eine Kurzsichtigkeit verbunden mit einer altersbedingten Weitsichtigkeit aus. Der Bereich der Brille, der zum Beispiel das normale Lesen eines Buches oder einer Zeitung ermöglicht, ist auf eine Entfernung von 30 bis 40 Zentimeter ausgelegt. Für ein optimales Arbeiten am Bildschirm müssen die Gläser aber zwischen 60 und 80 Zentimeter ein ideales Sehen ermöglichen.
Was können die Folgen einer falschen Brille bei der Bildschirmarbeit sein?
Nicht angepasste Brillen können bei der Bildschirmarbeit zu Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen und sogar Sehstörungen führen. Grund dafür ist, dass unscharfes oder ungenaues Sehen zu körperlichen Fehlhaltungen führt. Klassischerweise kann das zum Beispiel so aussehen: Der Kopf wird zu nahe an den Bildschirm geführt und gleichzeitig in den Nacken gelegt. Angespanntes und dauerhaftes Arbeiten in dieser Haltung kann zu den genannten Symptomen führen. Darüber hinaus erfordert eine solch unnatürliche Haltung auch eine größere Konzentration. Langfristig lässt daher die Arbeitsleistung nach und sie wird zudem fehleranfälliger.
Wie funktioniert eine Bildschirmbrille?
Im Gegensatz zu den üblichen bifokalen Gleichsichtbrillen sind Bildschirmbrillen multifokal. Sie decken nicht nur den Fern- und den Nahbereich ab, sondern auch noch eine Zwischenstufe, die den gesamten Arbeitsplatz einbezieht, also auch Tastatur, Maus oder die sonstige Arbeitsfläche auf dem Schreibtisch.
Gibt es einen Anspruch auf eine Bildschirmbrille?
Laut der EG-Richtlinie 90/270/EWG aus dem Jahre 1990 ist eine Bildschirmbrille sogar Teil des Arbeitsschutzes an Bildschirmarbeitsplätzen. In Artikel 9 der Verordnung wird ausdrücklich auf den Schutz der Augen verwiesen. Eine Bildschirmbrille ist daher gleichzusetzen mit einer Schutzbrille.
Wer bezahlt eine Bildschirmbrille?
Aus dem Arbeitsschutzgesetz Paragraf 3, Absatz 3, ergibt sich, dass eine Bildschirmbrille zum verpflichtenden Arbeitsschutz gehört und daher der Arbeitgeber dafür aufkommen muss. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in seinem Urteil vom 22.12.2022 diesen Grundsatz wesentlich bestätigt und entschieden, dass Arbeitgeber die Verpflichtung haben, Arbeitnehmer:innen die Sehhilfen unmittelbar zur Verfügung zu stellen oder ihnen die notwendigen Aufwendungen zu erstatten. Wichtig dabei ist: Eine allgemeine Gehaltszulage reicht laut EuGH nicht aus. Zulagen müssen die Aufwendungen decken, die betroffene Arbeitnehmer:innen eigens für den Erwerb der speziellen Sehhilfen gemäß Art. 9 Abs. 3 der EG-Richtlinie 90/270 getätigt haben.
Allerdings kann eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer nicht einfach eine Bildschirmbrille beantragen. Zuvor muss eine betriebsärztliche oder augenärztliche Untersuchung Sehbeschwerden attestieren, die mit der Bildschirmbrille korrigiert oder verhindert werden. Die Beurteilung erfolgt auf Basis der Augenuntersuchung.