Wie Lachen schützen und helfen kann
Schon der Volksmund sagt, dass Lachen gesund sei. Er behauptet allerdings auch: „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“, wobei mit Schnaps weniger das alkoholische Getränk gemeint ist, als vielmehr als eine Metapher für fehlende Ernsthaftigkeit. Was ist also richtig? Tatsächlich beschäftigen sich sowohl die Arbeitssicherheit als auch die Betriebsmedizin sehr ernsthaft mit dem Thema Humor und wie er sinnvoll einzusetzen ist. DOKTUS hat zu diesem Thema einige spannende Beispiele und Erkenntnisse zusammengetragen.
Mit Splatterfilmen zu mehr Arbeitssicherheit
Eines der bekanntesten Beispiele, wie Humor zur Verbesserung der Arbeitssicherheit beitragen kann, ist der Film „Staplerfahrer-Klaus“ von der Arbeitsgemeinschaft Flurförderzeuge. Es handelt sich dabei nicht um ein trockenes Schulungsvideo, sondern um einen knapp zehnminütigen Splatterfilm, in dem das Blut nach diversen Fehlern des frischgebackenen Stapelfahrers Klaus gleich Literweise spritzt. Unterlegt ist das alles mit dem trockenen Kommentar und der Stimme von Erich Hoegen, der einst im „7. Sinn“ versuchte, Fernsehzuschauer zu besseren Autofahrern zu erziehen. Auf ganz ähnliche Weise wird in „Vorsicht! Elektrizität“ auf das richtige Verhalten im Umgang mit Strom hingewiesen. In beiden Fällen ist der schwarze Humor das Mittel der Wahl, um die Folgen von Fehlverhalten eindrucksvoll aufzuzeigen. Tatsächlich bleiben die angemahnten Standards auf diese Weise viel besser im Gedächtnis, als durch ein handelsübliches Schulungsvideo, das im Grunde nichts anderes leistet, als ein Handbuch zu visualisieren.
Humor als Mittel der Betriebsmedizin
Seelische Belastungen sind inzwischen für mindestens rund ein Drittel aller Krankschreibungen verantwortlich. Für Betriebsärztinnen und Betriebsärzte ist das eine große Herausforderung. Oft ist die Ursache zu viel Stress. Genau dagegen hilft Humor. Lachen kann angespannte Situationen wieder entspannen und sorgt dadurch für eine gewisse Lockerheit, die letzten Endes auch positive Auswirkungen auf die Arbeitsleistung haben kann. Darüber hinaus ist Humor auch ein wichtiges Element, wenn es um Teambildung geht. Je besser das Team funktioniert, desto geringer wird die Gefahr, dass ein Mitglied des Teams gemobbt wird. Mobbing ist für zahlreiche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen verantwortlich.
Auch bei körperlichen Beschwerden kann Humor helfen
Doch nicht nur seelische Wunden können durch Lachen gelindert werden. Auch bei körperlichen Schmerzen kann Humor wahre Wunder wirken. Untersuchungen haben ergeben, dass bei Schmerzpatienten das Schmerzempfinden markant gelindert werden kann. Dadurch kann sich auch die Einnahme von Analgetika stark verringern. Vor allem bei Patienten mit chronischen Schmerzen hat sich das Lachen als sehr hilfreich erwiesen. Allerdings wird es kaum möglich sein, eine Krankheit einfach wegzulachen. Humor kann in jeder Spielart der Medizin immer nur eine Ergänzung der normalen Behandlung sein.
Wirkt eine Humortherapie ebenso gut wie eine Hormontherapie?
Abgesehen davon, dass die Frage nun wirklich ein sehr flacher Witz ist, hat die heilende Wirkung des Humors tatsächlich mit Hormonen zu tun. Schon ein leichtes Lachen sorgt für die Ausschüttung von Endorphinen, die bisweilen auch als „Glückshormone“ bezeichnet werden. Doch das ist nicht das einzige Geheimnis. Durch das Lachen entspannen sich automatisch angespannte Muskeln im Körper, was gerade in Stresssituationen sehr hilfreich ist. Die Auswirkungen von Lachen auf die körperliche Gesundheit war schon Gegenstand mehrerer wissenschaftlichen Untersuchungen. So empfiehlt die Universität Oxford, jeden Tag 15 Minuten zu lachen, was die Schmerzempfindlichkeit deutlich senkt. Das Universitätsklinikum Jena hat sich in 45 randomisiert-kontrollierten Studien mit über 2.500 Teilnehmenden mit dem Thema auseinandergesetzt und kam ebenfalls zu dem Schluss, dass Lachen den Schmerz, sowohl körperlich als auch seelisch lindern kann.
Wie können Betriebsärztinnen und Betriebsärzte Humor einsetzen?
Bei Schulungen oder Teambuildingmaßnahmen kann Humor ein Mittel der Wahl sein, um einerseits die Inhalte nachhaltiger zu vermitteln und andererseits die Bindung innerhalb des Teams zu verbessern. Humor als Teil der körperlichen und seelischen Gesundheit kann auch direkt in Seminaren thematisiert werden. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte „Lach-Yoga“, das im ersten Schritt damit beginnt, die Teilnehmer eines Kurs zum völlig grundlosen Lachen zu bewegen. Das „Lach-Yoga“ wurde in den 90er Jahren von dem indischen Arzt Dr. Madan Kataria entwickelt und ist inzwischen weltweit verbreitet.
Peter S. Kaspar
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